Warenautomaten
Erst seit den 80er Jahren, des letzten Jahrtausend
gibt es die Warenautomaten in Deutschland, und zwar durch die Firma STOLLWERK die im großen Stil erstmals ihre Warenautomaten gefüllt mit Schokolade, Bonbons und andere leckere Sachen aufstellte. Sicherlich kannte man diese Dinge schon aus England oder den USA, aber und interessiert nur Deutschland. Das älteste Deutsche Patent wurde im Mai 1883 an EMIL WIRBA und FERDINAND UECKER aus Berlin vergeben. Diese beiden Herren entwickelten den Automatischen Verkaufsbehälter für Zigarren. Nach Einwurf eines 2 Pfennig oder 10 Pfennig Stückes drehte man am Hebel und man bekam eine Zigarre.
"Zigarrenautomat"um 1895/97 Hersteller unbekannt
Die locker im Gerät aufgestellten Zigarren werden hier durch eine Schaufelwalze zur Ausgabe befördert, nachdem ein Sperrmechanismus durch die eingeworfene Münze entriegelt und die Walze durch Drücken des Knopfes auf dem Deckel bewegt worden ist. Bis zum Jahre 1887 wurden insgesamt 35 Patente vergeben. Neben Verkaufsautomaten für alle Waren aller Art, gab es bereits Konstruktionen für Schaustellungsapparate, Elektrisierer, Kraftmesser und Wagen. Das rief dann auch im selben Jahre die Presse auf den Plan, weil es zunehmend öffentliches Interesse fand. In München gab es eine Reihe von Münzwagen und in Hannover erregte ein Schokoladenautomat "aufgestellt im dortigen Zoo" die Aufmerksamkeit.
Die Anfänge der Münzautomaten Herstellung sind eng mit LUDWIG STOLLWERCK verbunden. Die Brüder Stollwerck sind selbst nur wenig in Erscheinung getreten was die Erfindung im Bereich der Münzprüfung und der Selbstverkäufer betrifft. Dank interessanter Kontakte zu Konstrukteuren und Herstellern gelang es LUDWIG STOLLWERCK die Produktion eines umfangreichen Sortiments zu entwickeln. Für die Mechanik war MAX SIELAFF aus Berlin, und für die Gehäuse die Bergmann - Industrie aus Baden verantwortlich. Zuerst gab es Wand - oder Thekenautomaten zum automatischen Verkauf, bald folgten dann auch Standautomaten, wie der Stollwerck Merkur-Automat. (siehe Merkur) "Mit eines der schönsten Standautomaten der Geschichte" Zunächst dienten diese Warenautomaten als Probeverkäufer für Werbemittel der hauseigenen Schokoladenprodukte. Später kamen dann Vertragsabschlüsse mit anderen Firmen, wie z.B. JOHANN MARIE FARIE dem alleinigen Hersteller von "Kölnisch Wasser" und dem danach führenden Zigarettenhersteller LAFERME aus Dresden, deren Produkte ebenfalls durch die Stollwerck Automaten vertrieben wurden. Im Jahre 1889 gab es in Hamburg die Gewerbe- und Industrie Ausstellung mit einem Automatenpavillion, in dem es 17 verschiedene "Warenverkäufer" zu sehen gab. Diese boten dem Besucher den kauf von Blumenduft, Eau de Cologne, Schokolade, Bonbons und vieles mehr. So gewann die Öffentlichkeit auch einen Überblick über den damaligen Stand der Münzautomatenproduktion. Veranstaltungen wie die häufigen Gewerbe - Ausstellungen und Fachmessen brachten die nötige Publizität und waren der geeignete Ort, ein breites Publikum mit den Erfindungen vertraut zu machen. Ähnliches gab es dann 1891 in Frankfurt. Dort wurden Münzbetätigte Automaten wie z.B. Elektrisierer und Sprechautomaten und Musikautomaten von SCHÄFER & MONTANUS vorgestellt. 1894 wurde die DAG (Deutsche Automaten Gesellschaft) Stollwerck & Co in Köln gegründet und der Vertrieb von Münzautomaten im großen Stil organisiert. 1895/96 brachte die DAG (Deutsche Automaten Gesellschaft) eine Preisliste heraus mit weit über 100 Münzautomaten im Angebot, dies war für damalige Verhältnisse eine breit gefächerte Palette. Die Zusammenarbeit mit der Firma Bergmann / Sielaf hatten wir schon erwähnt, aber die DAG (Deutsche Automaten Gesellschaft) bezog auch noch Gehäuse von der Kölner Firma Pelzer & Co und die Einrichtung kam von Schaefer & Reimer. Daraus ergaben sich dann reizvolle Figurenautomaten wie z.B. den "Postillon" in verschiedenen Ausführungen und den Neger "Jimbo".
Besonders erfreute sich das Publikum an diesen figürlichen Selbstverkäufern diese wurden z.B. mit einer Schreivorrichtung ausgestattet, obwohl auch die Wand -, Theken und Standautomaten ihre Anhänger fanden. Aber es gab noch eine Steigerung der Firma UNION - Automatenfabrik aus Dresden. Die Steigerung der Firma UNION - Automatenfabrik C. GÜNTHER & Co aus Dresden war der Automat "Kyffhäuser - Automat"! Das Angebot der Verkaufsautomaten war gefüllt mit Bonbons, Schokolade, Pfefferminz, gebr. Mandeln, Zigaretten, Zigarren, Streichhölzer und vieles mehr war dort enthalten. Die Firma Stollwerck AG ließ sich zur Absatzsteigerung etwas Besonderes einfallen: In jeden Automatenpackungen waren kleine Bilder hinzugefügt worden, als Serie angelegt, die die Sammelleidenschaft der Kinder anregen sollte. Die Einzelautomaten für den Verkauf, Dienstleistungen und Unterhaltung setzten sich immer mehr durch, also lag es nahe dies in Gruppen zusammenzufassen. Es entstanden die ersten Automatenrestaurants, sie dienten als neue Form der Garküchen und Speisehäuser. Die Restaurants waren wieder den Herren Stollwerk und Sielaff zu verdanken, die sich sehr stark engagierten. Bereits im Jahre 1895 betrieb Stollwerk in 15 Städten seine Automatenhallen. 1898 war er beteiligt an der Gesellschaft für Restaurant Automaten. 1886 stellte Herr Sielaff in Berlin, auf der internationalen Gewerbeausstellung einen Automatenpavillon vor. In diesem gab es vom Frisch gezapften Bier (für 10 Pfennig) bis hin zum warmen Essen (bis 1DM) ein breites Angebot.
Bis zum Ersten Weltkrieg gab es 50 Automatenrestaurants. Die Restaurants hatten alle unterschiedliche Ausführungen. Es waren aber immer große Räume, bestückt mit Standtischen oder Sitzgruppen für den Verzehr. Der 1. Weltkrieg war auch schuld, das Deutschland seine Vormachtstellung in der Entwicklung und Aufstellung der Automaten verlor. Hinzu kommt die Inflation. Dieses änderte sich erst 1924 als die Rentenmark stabil wurde, das führte dann auch sehr schnell bekannte Firmen, z. B. Sielaff, wieder an die Weltspitze. Leider nur ein kurzer Höhenflug, denn die Nationalsozialisten waren sehr Automaten feindlich eingestellt. Somit mussten die schönen Geräte wie Horoskop und andere Unterhaltungsautomaten verschwinden. Die Rohstoffe wurden für die Herstellung Kriegswichtige Produkte gebraucht. Bei den Warenautomaten hatte sich aber, gegenüber vor dem Krieg, wenig verändert. Nach wie vor betrieb der Einzelhandel dieser Geräte, nur war es verboten außerhalb der Ladenöffnungszeiten und sonntäglich Waren daraus zu erwerben. Am 06. Juli 1934 wurde dann aber ein neues WARENAUTOMATENGESETZ erlassen. Das bedeutete es durften von nun an auch außerhalb der Öffnungszeiten Waren verkauft werden. Der Einzelhandel wurde durch einen besonderen Zusatz geschützt. Die Aufstellung der Automaten für Berufs und fachfremde Unternehmen wurde untersagt. (Aufhebung 1962) Am Ende bedeutete dieses eine Umsatzsteigerung bei Tabak - und Süßwaren von 40 %. Mit Anfang der 30er Jahre kamen die Schubladenautomaten. Der Kunde konnte vorm Kauf die Ware sehen und auswählen.
1934 kamen dann die Fächerautomaten auf den Markt. Im Laufe der Zeit hatten die Warenautomaten ein immer größer werdendes Fassungsvermögen mit bis zu 12 verschiedenen Artikeln. Die erfolgreichsten waren die Zigarettenautomaten. Sielaff stellte 1932 einen Eisautomaten vor, in dem es 2 verschiedene Sorten Eis am Stiel gab, mit dem Warennamen "ESKIMO-Eis". In den Gaststätten erfreuten sich die Tisch - und Nuss Glocken großer Beliebtheit. 1935 stellte die Reichspost Briefpapier und Zündhölzerautomaten auf. In Berlin erhöhte die Stadtbahn die Zahl ihrer Fahrkartenautomaten. Auch Großbetriebe setzten immer mehr Warenautomaten ein. Nicht einmal 10 Jahre später war alles vorbei. 1940 wurde die Herstellung von Warenautomaten für den Inlandsbereich untersagt. Die bestehenden Automaten verloren Ihre Aufmerksamkeit, es gab kaum noch Waren zum Nachfüllen, die Händler und Hersteller trugen bereits Uniformen. Allein die Präservativautomaten blieben bis 1945 in gebrauch, es diente zur Volksgesundheit. Als der Krieg dann endlich vorbei war, wurden neue technische Möglichkeiten erprobt z. B. der Kalt - und Heißgetränkeautomat, Flaschen - und Tankautomaten. Die Kühlung für verderbliche Lebensmittel wurde verbessert. Es entstand wieder ein umfangreiches Warensortiment, geeignete Aufstellorte waren dafür die Kantinen der Firmen und Fabriken. Fa. Wiegandt aus Berlin erwies sich 1957 als Konkurrent auf dem Gebiet der Kalt - und Heißgetränkeautomaten. Bekannte Unternehmen wie Maggi und Nestle lieferten die nötigen pulverisierten Produkte. Die 50 Jahre brachten die ersten Flaschenautomaten aus den USA nach Deutschland. Coca Cola ist zwar bereits seit 1929 bekannt in Deutschland, aber in Zuge Rationalisierungsmaßnahmen in Produktionsbetrieben waren diese Automaten, die neu entdeckte Betriebsverpflegung in Kantinen und Büros. Am 21.06.1962 wurde die Residenzpflicht aufgehoben, das bedeutete die räumliche Verbindung von Warenautomaten und offener Verkaufsstelle entfiel. Daraus entwickelten sich die Automatenstraßen, - Kiosken und Läden.
Die einzelnen Geräte wurden in Automatenanlagen kombiniert, durch verglaste Schauwände hatte man Einblick in das große Angebot. Weitere Neuerungen waren dreh - oder versenkbare Automatenfenster, diese wurden nach Ladenschluss z. B. in die Ladenfront geschwenkt. Hinzu kamen die Münzautomaten an Autobahnraststätten. Die heutigen Warenautomaten sind zwar zweckmäßig aber lange nicht mehr so schön und originell wie damals.
Stollwerk Rhenania
Erster Stollwerk Warenautomat "Rhenania"
Ludwig Stollwerk entwickelte mit
Max Sielaf & Theodor Bergmann
den Rhenania um 1887
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