Nadelspieler / Flipper

In Deutschland wurden die Flipper anfangs Nadelspieler genannt.

Die ersten tauchten im Frühjahr 1933 bei uns auf. Das Grundprinzip ist dasselbe wie in Amerika. Die ersten Nadelspieler waren der "Tura Ball" der Firma C.M. Schwarz aus Leipzig und der "Nadelspielautomat" der Firma Lutter & Wilden aus Bonn. Der Boom war ausgebrochen. Innerhalb kürzester Zeit kamen eine Menge Geräte hinzu. Wie z. B. "Toby Ball", "Rodello", "Golf Ball", "Tura Zircus" um nur einige zu nennen. Auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1934 gab es, Dank der Firma Tura die erste Deutsche Meisterschaft im Tura Nadelspiel.


Tura-Bomber


"Tura-Bomber"
Hersteller C.M. Schwarz Leipzig
um 1934

Um im Laufe der Jahre den Anreiz zu erhöhen, versah man die Nadelspiele in der Spielfläche mit Klappen, die sich aufrichteten, nachdem sie von der Kugel getroffen wurden. Die Firma Paul Schülke Berlin, baute bei ihrem "Derby-Klapperspiel" teilweise hintereinander 29 Klappen ein. Die maximale Punktezahl betrug schon 130.000. Großen Erfolg erzielten die Pferdespiele z. B. "Imo Rennen" oder "Handicap".


Imo Rennen


"Imo Rennen"
Hersteller Jentzsch & Meerz Leipzig
um 1935

Sie basierten auf dem Nadelspiel. Beim Handicap der Hersteller Jentzsch & Merz konnten zwei Personen Spielen, wobei jede ein eigenes Spielfeld und auch einen Federzugabschuss hatten. Jedes Feld war mit 5 Löchern gekennzeichnet. Es galt sein Rennpferd ins Ziel zu bringen. Loch ein besagte das Pferd rückte 100 Punkte in der Skala vor, bis Loch 5 mit 500 Punkten. Sechs Kugeln kosteten 5 Pfennig. Der "Tura Derby" besaß nur eine Spielfläche. Vor dem Spiel galt es sich für eins von drei Pferden zu entscheiden. Man musste seine Kugel in dem zu seinem Pferd gehörendem Loch versenken. Traf man das gegnerische, so rückte dieses vor.


Tura Derby


"Tura Derby"
Hersteller Tura Automaten
um 1935

Das Nadelspielprinzip wurde auch 1935 bei dem Gerät "Länderspiel" verwendet, dort galt es Bälle in ein Tor zu schießen. In Amerika sprach man schon längst von "Pinball" während in Deutschland der Begriff Bomber aufkam, für ähnlich gebaute Geräte. Der "Imo Bomber" hatte 12 "Bumper" Strom kam von Batterien oder Akkumulatoren.


Imo Bomber


"Imo Bomber"
Hersteller Jentzsch & Meerz
um 1938

Erst 1938 war Netzanschluss möglich. Die Firma Thomas Bergmann Hamburg brachte den "Elektro - Bomber", Firma Hanno 1938 den "Bomben Feuer" auf den Markt. Die Kugel musste durch eine Looping kurve vorbei an Forts und durch unterirdische Stollen. Fiel sie zufällig in einen der beiden Mörser gab es Sonderpunkte.


Bombenfeuer


"Bombenfeuer"
Bombenfeuer
Hersteller Hanno Hannover
um 1938

1939 brachte Jentzsch & Merz den Höhepunkt der Entwicklung heraus die "Nürburg". Nachdem die Kugel abgeschossen wurde, leuchtete wechselweise eine rote und grüne Gasse auf, durch die die Kugel laufen sollte. Nach Beendigung leuchtete der Siegerwagen.



Nürburg


"Nürburg"
Hersteller Jentzsch & Meerz Leipzig
um 1939

Auch die ersten Nachkriegsgeräte in Deutschland hießen wieder "Bomber". Der "Turf" um 1951 von der Firma Thomas Bergmann. Ein Prämiengerät mit 10 facher Gewinnmöglichkeit. Die Ausführung glich derer vor dem Krieg, was beim "Imo Sput" um 1952 noch zu sehen ist. Die "Clipper" und der "Tempo Tempo" um 1952 glichen eher den amerikanischen Geräten. 1953 wurden dann endlich auch in Deutschland die Flipper arme eingeführt, die in den USA schon üblich waren.


Flipper Bomber


"Flipper Bomber"
Hersteller verschiedene
um 1950

Die ersten Geräte hießen dann Flipper Bomber wie der "Treff Gloria Flipper" - Modellabhängig zahlten diese Geräte Spiel - oder Warenbezugsmarken aus. --- dieses wurde aber bald wieder Verboten ---


Treff Gloria


"Treff Gloria"
Hersteller Husemann Köln
um 1953


Mitte der 50er Jahre ließ das Interesse nach, die Herstellung wurde eingestellt


Erst 1957 änderte sich das, als amerikanische Importflipper zu uns kamen. Weltweit blieben die wichtigsten Hersteller Bally - Wulf, Gottlieb und Williams. Im Mittelpunkt stand 1974 der Flipper " Pinball Wizard "


Pinball Wizard


"Pinball Wizard"
Hersteller Bally Wulff Berlin
um 1974

Ab 1977 steckten die Flipper voller Elektronik, das Spielgeschehen wurde anspruchsvoller, Optik und Akustik lockte Leute. Auch ließ Anfang der 80er Jahre das Interesse am Flippern wieder nach. Erschwerend kam hinzu, das die importierten Flipper, durch die hohen Dollarkurse nicht mehr zu marktgerechten Preisen angeboten werden konnten. Die Erbauer besannen sich auf alte Tugenden, es gab wieder lange übersichtliche Spielflächen, die ein kontrolliertes Spiel garantierten, wie die Flipper "Comet" und "Cyclone" von Williams, "Speak Easy" und "Fireball" von Bally.


Cyclone


"Cyclone"
Vollelektronischer Flipper
Hersteller Wiliams um 1988


Allein 1987 wurden in der Bundesrepublik 60.000 Flipper aufgestellt. Jahr für Jahr werden Wettbewerbe durchgeführt.



Heute gehören Flipper wie Spiel und Warenautomaten zur Selbstverständlichkeit, man sieht kaum noch wie viel Arbeit in einem Gerät steckt.




Tura Ball

Tura Ball

Erster Nadelspieler
um 1935
von der Firma C.M. Schwarz aus Leipzig

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